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Mein erstes Manuskript

Um über mein erstes Manuskript zu berichten, muss ich von meiner Arbeit für Zeitungen und Zeitschriften sprechen. Damit hat meine schriftstellerische Tätigkeit angefangen. Zwei Arbeiten fallen mir dabei ein. Von einem befreundeten Buchhändler wurde ich gebeten, etwas über ein Messtischblatt zu schreiben, das er in seinem Buchversand vertrieb. Zurück erinnert wundere ich mich noch heute über meine Zusage. Denn etwas noch Ernüchternderes als ein Messtischblatt gibt es nicht. Noch mehr wundere ich mich allerdings bis zum heutigen Tage über den Erfolg meines Artikels hinsichtlich der vielen Abdrucke und den daraufhin erfolgten Bestellungen bei dem erwähnten Buchhändler.

Das war die eine Arbeit. Die zweite war eine Geschichte um ein vorösterliches Brauchtum meiner schlesischen Heimat und in eben dieser von mir so geliebten Mundart. Es ist eine Geschichte von Vorfreude und Aktivität schlesischer Kinder am Sonntag Lätare beim "Sommersingen". Heute denke ich, dass es diese Geschichte war, die mir den Weg gewiesen hat, Bücher für Kinder und Jugendliche zu schreiben.

Damit komme ich zum ersten Buchmanuskript. Der Inhalt - das Kriegsende lag damals gerade zehn Jahre zurück - ist die Freundschaft zwischen einem zehnjährigen Mädchen und einem deutschen Soldaten in Italien. Das große Thema Freundschaft in einem kleinen Buch, mein erstes also, kein großer Erfolg. - Oder?

Zwanzig Jahre später, ich hatte gerade den Friedrich-Gerstäcker-Preis der Stadt Braunschweig erhalten und die Meldung war über dpa durch die Presse gegangen, schrieb mir eine junge Frau einen langen Brief und fragte an, ob ich noch ein Exemplar dieses Buches hätte. "Ich habe das Buch", schrieb sie, "damals in unserer Bücherei ausgeliehen, immer, immer wieder. Ich habe Bilder dazu gemalt und mit meinen Freundinnen Theater danach gespielt. Als das Buch so zerlesen war, dass es aus der Bücherei genommen werden sollte, habe ich angefangen es abzuschreiben, bin aber nur bis Seite 30 gekommen. Haben Sie", fragte sie in ihrem Brief, "noch ein Exemplar, das Sie mir verkaufen könnten, denn für mich ist dieses Buch ein Stück meiner glücklichen Kindheit." Ich konnte, und sie schickte mir zum Dank ihre 30 handgeschriebenen Seiten.

Damit könnte ich jetzt Schluss machen, aber ich habe doch noch einige Sätze hinzuzufügen: Viele Jahre später war ich zu einer Lesung anlässlich der Eröffnung eines Kaufhauses (mit großer Buchhandlung) im Norden Hamburgs eingeladen. Als ich zu Ende gelesen hatte, kam eine nicht mehr ganz so junge Frau mit einem Blumenstrauß und ihrem jüngsten Sohn an der Hand auf mich zu. Es war diejenige, der ich damals mein Buch Wir wollen Freundschaft schließen, Nina geschickt hatte.

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